Interview mit Ann-Christin Lehmann, Head of Performance Marketing bei LichtBlick
Lichtblick hatte im Herbst 2021 eine innovative Programmatic-OOH-Kampagne geschaltet, die für sehr viel Aufmerksamkeit sorgte. In deren Rahmen wurden nicht nur die Emissionen der einzelnen Stelen, also der freistehenden Säulen, gemessen, sondern auch programmatisch darauf optimiert, dass diese möglichst niedrig ausfallen. Wie gut ist Ihnen das gelungen?
Ann-Christin Lehmann: Ein großer Erfolg liegt aus unserer Sicht bereits darin, dass es uns gelungen ist, die Emissionen, die durch eine DOOH-Kampagne entstehen, überhaupt transparent zu machen. Wir haben dabei die komplette Produktions- und Wertschöpfungskette betrachtet – von der Creative-Entwicklung bis zur Ausspielung. Besonders spannend für uns war die Erkenntnis, dass ein Großteil der Emissionen (über 90 Prozent) durch die Ausspielung über die Stelen entsteht. Um das Ganze messbar zu machen und die Emissionen tracken zu können, haben wir gemeinsam mit unseren Partnern die Kennzahl "CO2 per Impression" eingeführt. So konnten wir den Umwelt-Impact für jede einzelne freistehende Säule transparent machen und in Relation zu unseren Mediazielen setzen.
Unser Ansatz in der Kampagne: maximale Reichweite innerhalb unserer Zielgruppe bei minimalen Emissionen. Während der Ausspielung der Kampagne haben wir auch direkt Zielkonflikte erkennen können, die sich für uns daraus ergeben. So haben ausgerechnet die Platzierungen die besten Reichweiten in unserer definierten Zielgruppe erzielt, die tendenziell höhere Emissionen generiert haben. Insgesamt konnten wir durch unseren Ansatz definitiv die Emissionen gegenüber einer Standardkampagne senken. Wir sehen aber auch ganz klar Optimierungspotenziale für Folgekampagnen, um die Umweltbelastung noch weiter zu reduzieren: zum Beispiel über Placement-Optimierungen. Es sind aber weiterhin auch die Vermarkter gefragt, den CO2-Fußabdruck ihrer Stelen zu senken, zum Beispiel indem sie den Betrieb noch mehr auf Ökostrom umstellen.
Das Zielgruppen-Targeting der Kampagne erlaubte eine direkte Zuordnung von erhöhtem Anteil bestimmter Kaufintent- und Profilinformationen zu geografischen Gebieten. Welche Möglichkeiten wurden Ihnen durch diese Zielgruppeninformationen eröffnet?
Ann-Christin Lehmann: Wir haben in der Kampagne die P.N.T.A.-Technologie (Profile-Environmental-Tagging-Technologie) der Otto Retail Media genutzt. Diese erlaubte es, unsere Ads dann auszuspielen, wenn Kohorten unserer Zielgruppe überproportional am Standort der Stele vertreten sind. Darüber ist es uns gelungen, die Zielgruppendurchdringung während einer Ausspielung gegenüber einer klassischen IO-Buchung um acht Prozent zu steigern und Streuverluste zu reduzieren. Dies war für uns das erste Mal, dass wir die Technologie genutzt haben. Und auch hier haben wir in der Kampagne wertvolle Learnings generiert. Wir sind überzeugt, dass wir den Zielgruppen-Uplift in einem weiteren Flight noch mal deutlich verstärken können, wenn es uns gelingt, die identifizierten Potenziale zu heben.
Für die Motivauswahl haben Sie ein Dynamic Creative Optimization Setup (DCO Setup) eingesetzt. Was bedeutete das für die lokale Ausspielung der Motive?
Ann-Christin Lehmann: Wir haben für die Kampagne fünf Motivstränge mit insgesamt 15 unterschiedlichen Creatives entwickelt. Die Motive hatten entweder einen regionalen Bezug zum Standort der Stele oder einen Bezug zu einem aktuellen Klima-Kontext. Beide Faktoren wurden in unserer Kampagne kombiniert und die Ausspielung über den DCO-Ansatz gesteuert und optimiert. Unser Ziel war es, durch diese Granularität möglichst relevant und aufmerksamkeitsstark zu kommunizieren, um uns von den restlichen Werbebotschaften abzuheben. Insgesamt kam es während der Kampagne zu fast 2.700 Motiv-Wechseln.
Was sind für Sie die wichtigsten Ergebnisse aus der Kampagne?
Ann-Christin Lehmann: Kernziel unserer Kampagne war es, die Brand- und Ad-Awareness in unserer Zielgruppe zu steigern. Beide Ziele konnten wir erreichen. Besonders gefreut hat uns, dass wir auch einen Traffic- und inkrementellen Sales Uplift erzielen konnten, der in den Regionen, wo wir mit DOOH präsent waren, auch deutlich stärker ausgefallen ist als in den restlichen Regionen.
Sie haben den Case in Fachmedien, aber auch auf der d3con im April 2022 vorgestellt. Glauben Sie, dass Sie die Werbetreibenden und ihre Mediaagenturen zum Nachdenken gebracht haben? Wie war das Feedback?
Ann-Christin Lehmann: Ja, auf jeden Fall. Wir haben definitiv einen Nerv mit unserer Kampagne getroffen und sehr viel positive Resonanz und Nachfragen aus der Branche und der Fachpresse auf unseren Ansatz erhalten. Besonders viel Interesse gab es zu unserer Berechnungslogik zur Ermittlung des CO2-Fußabdrucks der Kampagne und zu unserer klimaoptimierten Mediaplanung. Wir hoffen, dass wir damit auch neue Standards für die Kampagnenplanung setzen konnten und viele in der Branche dazu motiviert haben, den CO2-Fußabdruck ihrer Marketingmaßnahmen ebenfalls zu tracken.
Welche Trends sehen Sie im Bereich Green Advertising?
Ann-Christin Lehmann: Unser Eindruck ist, dass das Thema zunehmend an Relevanz bei Advertisern und Vermarktern gewinnt. Und das ist auch gut so. Wir sehen, dass immer mehr Kampagnen klimaneutral gestellt werden. Auch die Anzahl der Anbieter, die Advertiser bei der Berechnung des CO2-Fußabdrucks ihrer Kampagnen unterstützen, nimmt immer mehr zu. Leider gibt es hier auch zum Teil intransparente Angebote, deshalb möchten wir dafür sensibilisieren, nicht nur das „Paket Klimaneutral“ zu buchen, sondern selbst ganz dezidiert einmal auf die Emissionen der eigenen Kampagne zu schauen.
Auch Mediaagenturen und Vermarkter stellen sich zunehmend darauf ein, den wachsenden Need zu bedienen und ihr Portfolio klimaneutral oder zumindest klimaschonend aufzustellen. Wir hoffen, dass in Zukunft viele weitere Advertiser unserem Beispiel folgen und neben Mediazielen auch Klimaziele ein fester Teil in Kampagnenplanungen werden.
Corporate Social Responsibility Report
Passend zum Thema Nachhaltigkeit haben wir uns in unserem Corporate Social Responsibility Report mit der sozialen Verantwortung von Unternehmen auseinandergesetzt. Wenn euch das Thema näher interessiert, findet ihr den Report hier.